1977 wurde die Museums-Eisenbahn Minden (MEM) mit dem Status eines eingetragenen Vereins gegründet. MEM ist seitdem an zwei Standorten im ostwestfälisch-niedersächsischen „Grenzgebiet“ tätig: in Minden und Preußisch Oldendorf. Von Anfang an ging es darum, Eisenbahngeschichte nicht anhand von „toten“ Exponaten zu inszenieren, sondern dem Besucher als Fahrgast historische Züge im Betrieb zu zeigen.
Unser museales Konzept sieht vor, das generelle Thema „Nebenbahnen und ihre Züge in Norddeutschland“ in zwei Teilgebiete zu untergliedern und unsere Fahrzeugsammlung entsprechend aufgearbeitet zu präsentieren. So wollen wir einen Preußischen Nebenbahnzug vor dem Ersten Weltkrieg und einen Kleinbahnzug darstellen.
Der Preußenzug in Minden ist am Endpunkt der einstigen Coeln-Mindener Eisenbahn stationiert. Die beiden Dampflokomotiven kommen wie zur Länderbahnzeit üblich in grün/rot mit schwarzer Rauchkammer daher und sind letzte Vertreter von einstmals in die Hunderte gehenden preußischen Bauarten: die T 11, spätere Reihe 74, sowie die T 13, spätere Baureihe 92.
Die zwei- und dreiachsigen Wagen des Zuges sind entsprechend ihrer Klasse lackiert. IV. Klasse grau, III. Klasse braun, II. Klasse grün (I. Klasse entfiel auf preußischen Nebenbahnen). Der Komfortunterschied ist enorm, er reicht von einfachsten Sitzlatten bis zu gepolsterten Bänken. Bei gemischtklassigen Wagen sind somit auch soziale Dimensionen der frühen Eisenbahngeschichte auf engstem Raum zu demonstrieren. Generell ist zu sagen, dass der Mindener Dampfzug die Erinnerung an die Preußische Staatseisenbahn wachhält, dem seinerzeit größten Verkehrsunternehmen der Welt.
Am 14.07.2002 gab sich Seine Exzellenz, der preußische König Friedrich II. die Ehre und inspizierte samt Hofstaat die Museums-Eisenbahn Minden und unternahm eine Fahrt zur Königlichen Mühle Südhemmern. Seit diesem denkwürdigen Tag darf sich MEM „Erste königlich privilegierte preußische Museums-Eisenbahn Minden“ nennen. Eine Auszeichnung, auf die alle Aktiven des Vereins ein wenig stolz sein dürfen.
Zu Beginn der 1970er-Jahre zeichnete sich das rasche Ende des Dampflokeinsatzes bei der Deutschen Bundesbahn ab. Aufgrund des schnellen Strukturwandels und der Erfahrungen der Vorjahre, in denen die DB und andere Eisenbahnen wertvolle Zeugen der Eisenbahngeschichte rigoros verschrotten ließen, mussten Eisenbahnfreunde befürchten, dass schon in kurzer Zeit in Deutschland keine Gelegenheit mehr bestehen würde, alte Eisenbahn- und Fahrzeugtechnik im echten Betriebseinsatz zu erleben oder wenigstens den nachfolgenden Generationen anhand typischer Objekte die Verkehrstechnik und die Lebens- und Reisekultur vergangener Jahrzehnte zu demonstrieren.
Zu dieser Zeit entstanden an verschiedenen Orte in der Bundesrepublik durch Zusammenschlüsse engagierte Dampflokliebhaber und Eisenbahnfreunde die heutigen Museums-Eisenbahnen. Einer dieser Vereine bildete sich unter dem Namen „Dampfeisenbahn Weserbergland e.V.“ auch im heimischen Raum. Im Jahre 1972 begannen die ersten Fahrten mit einer eigenen Dampflok auf verschiedenen Strecken im Bereich Ostwestfalens. In kurzer Zeit kamen weitere Dampflokomotiven von verschiedenen Werk- und Zechenbahnen aus dem Ruhrgebiet sowie historischen Personenwagen hinzu und das Fahrtenprogramm wurde auf die Strecken der Wittlager Kreisbahn, der Mindener Kreisbahnen, der Rinteln – Stadthagener Eisenbahn und weiterer DB- und NE-Bahnen ausgedehnt.
Im Jahre 1977 bildeten die aus dem Bereich Minden und Preußisch Oldendorf stammenden Eisenbahnfreunde aus betrieblichen und organisatorischen Gründen einen eigenen Verein, der den Namen „Museums-Eisenbahn Minden e.V.“ erhielt und die Fortsetzung des Museumsbahnverkehrs auf den Strecken von WKB und MKB zum Ziele hatte.
Schwerpunkte und Ziele sind die Erhaltung und die betriebsfähige Aufarbeitung historischer Eisenbahn- fahrzeuge, um den heutigen Generationen die Wege und Mittel der Erschließung des ländlichen Raumes abseits der Metropolen durch Klein- und Nebenbahnen am Ende des 19.Jahrhunderts in anschaulicher Weise zu demonstrieren. Ging es in der Anfangszeit zunächst darum, erhaltenswerte Dampflokomotiven und Wagen zu erwerben, aufzuarbeiten und in Betrieb zu nehmen, entwickelte die Museums-Eisenbahn Minden in der Folgezeit ein richtungweisendes Gesamtkonzept, das in dieser Form von immer mehr anderen Museumsbahnen nachgeahmt wird.
Zentrales Thema sind die zahlreichen normalspurigen Klein- und Nebenbahnen privater (kommunaler) Träger und der staatlichen Königlich Preußischen Eisenbahn-Verwaltung (KPEV), die seit den 1890-Jahren die verkehrsmäßige Erschließung der preußischen Provinzen Westfalen und Hannover bewirkten und hier maßgeblich die Förderung von Landwirtschaft, Handel und Industrie zum Ziele hatten. Mit Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit ist die Museums-Eisenbahn Minden auf diesem Weg bereits ein großes Stück vorangekommen. So ist der bekannte „Preußenzug“ der MEM mit originalgetreu rekonstruierten Nebenbahnwagen der KPEV ein Ergebnis dieser Arbeit. Es ist MEM zu verdanken, dass die beiden letzten betriebsfähigen Exemplare der preußischen Dampflokgattungen T 11 und T 13 in Europa erhalten blieben.
Eingebunden ist dieses Konzept in die Museumslandschaft der Stadt Minden, deren Schwerpunkt die Erinnerung an die jahrhundertelange Tradition als preußische Festung und Garnison sowie als Regierungssitz bildet. Die normalspurigen Klein- und Privatbahnen Norddeutschlands werden durch den historischen Zug in Preußisch Oldendorf auf der Strecke der ehemaligen Wittlager Kreisbahn (heute VLO) repräsentiert.
Darüber hinaus betrieb die Museums-Eisenbahn Minden e.V. in den Jahren 1991 bis 2002 auch die Nebenbahnstrecke Rahden – Uchte mit einem Uerdinger Schienenbus der Baureihe VT 98, wie er bis in die 1990er Jahre überall auf dem Streckennetz der DB zu finden war und dort den Beinamen „Nebenbahnretter“ trug.
Alles dies wird von den Vereinsmitgliedern in ausschließlich ehrenamtlicher Arbeit in ihrer Freizeit durchgeführt. Eine Vielzahl helfender Hände wird ständig benötigt, um Fahrzeuge aufzuarbeiten, in gutem Zustand zu erhalten, den Betrieb durchzuführen, die Gebäude und Außenanlagen zu unterhalten und die vielfältigen Verwaltungsaufgaben, die ein solcher Betrieb mit sich bringt, zu erledigen.
Entsprechend seiner zeitlichen Möglichkeiten, Neigungen und Kenntnisse kann sich jeder interessierte Eisenbahnfreund bei uns einbringen und mitarbeiten oder durch passive Mitgliedschaft die Aufgaben und Ziele unterstützen.